Die Parksituation ist gefährlich
Mächtig Lärm für eine gute Sache haben die Stockstädter Grundschüler gemacht: Mit Trillerpfeifen, Trommeln und Plakaten standen die Dritt- und Viertklässler von Montag bis Donnerstag früh morgens vor dem Eingang des Gebäudes und auf dem Parkplatz, um Autofahrer zu mehr Rücksichtnahme zu motivieren.
Vor allem wollten sie Eltern dazu bringen, auf dem Parkplatz vor der Schule nicht einfach mitten im Halteverbot stehen zu bleiben, um ihre Kinder aussteigen zu lassen – oder dass sie zu Fuß gehen.
Die Idee zu der Aktion hatte der Elternbeirat zusammen mit der Schulleitung, nachdem in letzter Zeit immer häufiger Eltern auf die Situation vor der Schule aufmerksam gemacht hatten. »Viele fahren mit dem ›Elterntaxi‹ ganz vor bis zum Tor, obwohl auf dem Boden ein großes Halteverbot aufgemalt ist«, erklärt Rektorin Annette Preiss.
Rückstau bis zur Straße
In den Stoßzeiten komme es dann zum Rückstau bis zur Straße. Kinder, die zwischen den stehenden Autos durchlaufen, werden leicht übersehen. »Dabei ist eigentlich genug Platz, korrekt zu parken und die Kinder zum Eingang zu bringen.«
Auch in der Schulstraße, wo sich der Haupteingang befindet, kam es schon zu brenzligen Situationen – auch durch rücksichtslose Radfahrer. »Einmal ist ein Radfahrer trotz Schülerlotsen durch die Kinder durchgefahren. Meine Kollegin hätte ihn beinahe mit ihrer roten Kelle erwischt«, sagt der Elternbeiratsvorsitzende Christian Gerlach, selbst als Lotse aktiv.
Im Großen und Ganzen habe sich die Situation in der Schulstraße zwar entspannt, seit diese verkehrsberuhigt ist. Dennoch sei es schwierig, die Kinder an den Engstellen rauszulassen. »Viele reagieren rücksichtslos, ein Autofahrer hat sogar mal die Musik lauter gedreht, damit er die Kritik der Schülerlotsen nicht hört«, sagt Gerlach. Für die Parkplatzsituation ist noch keine Änderung in Sicht: Erst mal muss entschieden werden, ob das 1903 errichtete und zuletzt 1997 erneuerte Gebäude saniert oder neu gebaut wird, um genug Platz für die Schüler sowie eine mögliche Umsetzung des Lernlandschaftskonzepts zu ermöglichen (wir berichteten). Solange könne beispielsweise noch keine »Kiss-and-Go«-Zone vor dem Parkplatz eingerichtet werden, die sich Schulleitung und Elternbeirat wünschen.
Einsichtige Mutter
»Es kann sein, dass durch einen Um- oder Neubau der Parkplatz kleiner wird«, sagt Christian Gerlach. Er und Schulleiterin Preiss hoffen nun, das die Aktion der Schüler etwas bewirkt. Am Donnerstag, dem letzten Tag der Aktion, sei die Lage jedenfalls schon entspannter gewesen als am Wochenanfang, finden Preiss und Gerlach. Eine Mutter gibt sich einsichtig: Sie hat gerade geparkt. »Ich habe daheim mit meinen Kindern geredet. Sie haben gesagt: ›Mama, fahr vorsichtig!‹«. Mit den Kindern zu Fuß laufen ist für die Anwohnerin der Schwabenstraße schwierig: Es sei ein weiter Weg.
Vielleicht ein Schulbus?
Um einen Teil der Kosten für ein Busticket erstattet zu bekommen, wohnt sie aber dennoch zu nah an der Schule: 300 Meter fehlen. »Einen Zuschuss gibt es erst bei einem Schulweg von mindestens zwei Kilometern«, so Gerlach. Er hofft, dass es vielleicht im nächsten Schuljahr einen Schulbus geben wird. Bei den Kindern jedenfalls ist die Aktion gut angekommen. »Ich fahre eh mit dem Fahrrad«, sagt Carolin. Ihre Freunde rufen unterdessen den Autofahrern zu: »Laufen ist gesund!«