Ein Appell vom Elternbeirat: Man sollte es sich immer wieder ins Leben rufen!!!

Grundschule Stockstadt, Schulstraße 6: Schüler der dritten und vierten Klasse machen mit Plakaten etc. auf die schwierige Parksituation vor der Grundschule aufmerksam
© Harald Schreiber

Die Parksituation ist gefährlich

Mäch­tig Lärm für ei­ne gu­te Sa­che ha­ben die Stock­städ­ter Grund­schü­ler ge­macht: Mit Tril­lerp­fei­fen, Trom­meln und Pla­ka­ten stan­den die Dritt- und Viert­kläss­ler von Mon­tag bis Don­ners­tag­ früh morgens vor dem Ein­gang des Ge­bäu­des und auf dem Park­platz, um Au­to­fah­rer zu mehr Rück­sicht­nah­me zu mo­ti­vie­ren.

Vor allem wollten sie Eltern dazu bringen, auf dem Parkplatz vor der Schule nicht einfach mitten im Halteverbot stehen zu bleiben, um ihre Kinder aussteigen zu lassen – oder dass sie zu Fuß gehen.
Die Idee zu der Aktion hatte der Elternbeirat zusammen mit der Schulleitung, nachdem in letzter Zeit immer häufiger Eltern auf die Situation vor der Schule aufmerksam gemacht hatten. »Viele fahren mit dem ›Elterntaxi‹ ganz vor bis zum Tor, obwohl auf dem Boden ein großes Halteverbot aufgemalt ist«, erklärt Rektorin Annette Preiss.
Rückstau bis zur Straße
In den Stoßzeiten komme es dann zum Rückstau bis zur Straße. Kinder, die zwischen den stehenden Autos durchlaufen, werden leicht übersehen. »Dabei ist eigentlich genug Platz, korrekt zu parken und die Kinder zum Eingang zu bringen.«
Auch in der Schulstraße, wo sich der Haupteingang befindet, kam es schon zu brenzligen Situationen – auch durch rücksichtslose Radfahrer. »Einmal ist ein Radfahrer trotz Schülerlotsen durch die Kinder durchgefahren. Meine Kollegin hätte ihn beinahe mit ihrer roten Kelle erwischt«, sagt der Elternbeiratsvorsitzende Christian Gerlach, selbst als Lotse aktiv.
Im Großen und Ganzen habe sich die Situation in der Schulstraße zwar entspannt, seit diese verkehrsberuhigt ist. Dennoch sei es schwierig, die Kinder an den Engstellen rauszulassen. »Viele reagieren rücksichtslos, ein Autofahrer hat sogar mal die Musik lauter gedreht, damit er die Kritik der Schülerlotsen nicht hört«, sagt Gerlach. Für die Parkplatzsituation ist noch keine Änderung in Sicht: Erst mal muss entschieden werden, ob das 1903 errichtete und zuletzt 1997 erneuerte Gebäude saniert oder neu gebaut wird, um genug Platz für die Schüler sowie eine mögliche Umsetzung des Lernlandschaftskonzepts zu ermöglichen (wir berichteten). Solange könne beispielsweise noch keine »Kiss-and-Go«-Zone vor dem Parkplatz eingerichtet werden, die sich Schulleitung und Elternbeirat wünschen.
Einsichtige Mutter
»Es kann sein, dass durch einen Um- oder Neubau der Parkplatz kleiner wird«, sagt Christian Gerlach. Er und Schulleiterin Preiss hoffen nun, das die Aktion der Schüler etwas bewirkt. Am Donnerstag, dem letzten Tag der Aktion, sei die Lage jedenfalls schon entspannter gewesen als am Wochenanfang, finden Preiss und Gerlach. Eine Mutter gibt sich einsichtig: Sie hat gerade geparkt. »Ich habe daheim mit meinen Kindern geredet. Sie haben gesagt: ›Mama, fahr vorsichtig!‹«. Mit den Kindern zu Fuß laufen ist für die Anwohnerin der Schwabenstraße schwierig: Es sei ein weiter Weg.
Vielleicht ein Schulbus?
Um einen Teil der Kosten für ein Busticket erstattet zu bekommen, wohnt sie aber dennoch zu nah an der Schule: 300 Meter fehlen. »Einen Zuschuss gibt es erst bei einem Schulweg von mindestens zwei Kilometern«, so Gerlach. Er hofft, dass es vielleicht im nächsten Schuljahr einen Schulbus geben wird. Bei den Kindern jedenfalls ist die Aktion gut angekommen. »Ich fahre eh mit dem Fahrrad«, sagt Carolin. Ihre Freunde rufen unterdessen den Autofahrern zu: »Laufen ist gesund!«

Schulweg: Wie die Stockstädter Grundschule ihre Kids zum Laufen bringen will

Nur mal sch­nell an­hal­ten und das Kind aus­s­tei­gen las­sen: Da­mit schaf­fen ei­ni­ge Au­to­fah­rer ge­fähr­li­che Si­tua­tio­nen vor der Stock­städ­ter Grund­schu­le. Kin­der, die zwi­schen war­ten­den Au­tos durchlau­fen, wer­den leicht über­se­hen. Im Mai ver­gan­ge­nen Jah­res hat­ten die Schü­ler dort da­her mit ei­ner klei­nen De­mo ih­rem Un­mut über »El­tern­ta­xis« Luft ge­macht.

Gut acht Monate später die Nachfrage bei Schulleiterin Annette Preiss: Hat die Aktion etwas gebracht? »Ich glaube die Problematik ist bei Eltern und Schülern schon stärker ins Bewusstsein gerückt«, sagt sie.
Doch so ganz reicht ihr das nicht. Um Eltern und Schüler noch stärker zu motivieren, dass der Weg zur Schule auch zu Fuß zurückgelegt werden kann, gebe es nun Überlegungen, eine Art Belohnungssystem einzuführen, so Preiss. Als Vorbild könnte die Ketteler-Grundschule in Kleinostheim dienen: Im Mai 2017 hatte es dort erstmals die Aktion »Zu Fuß zur Schule« gegeben.
Einen Monat lang gab es einen Chip als Belohnung für jeden Schüler, der morgens zu Fuß zur Schule gekommen ist. Die gelben Märkchen kamen in eine Sammelbox im Klassenzimmer.
Vorbild Kleinostheim
Die Klasse, die am Ende des Monats am meisten Marken gesammelt hatte, bekam eine Belohnung. Weil die Aktion positiv ankam, wurde sie im November fortgesetzt. Dieses Mal waren die Kinder doppelt motiviert: Sie haben die Chips individuell für sich gesammelt und kleine Belohnungen wie Turnbeutel oder Sonnenbrillen bekommen. Am Ende der Woche kamen dann alle gesammelten Marken in eine Sammelsäule. War die Messlatte erreicht, wurde die ganze Schule belohnt: Mit doppelten Pausen oder freitags keine Hausaufgaben.

»Appell allein bringt nichts«
»Die Aktion soll auf jeden Fall weitergehen«, sagt die Kleinostheimer Schulleiterin Ulrike Malta. Nicht nur, um neue Erstklässler ebenfalls zu motivieren. »Wir haben festgestellt, dass wir mit dem Projekt Eltern und Kinder erreichen. Ein Appell nur an die Eltern bringt in der Regel nichts.«
Wie sich eine solche Aktion in Stockstadt umsetzen ließe, wolle man im Frühjahr prüfen, wenn absehbar sei, wie sich die Sanierungsarbeiten an der Hauptstraße auf die Verkehrssituation vor der Schule auswirke, so die Stockstädter Schulleiterin Annette Preiss. Derzeit ist die Sperrung während der Winterpause aufgehoben. »Bis zum Frühjahr wird das Verkehrsaufkommen um die Schule dann wieder so wie immer sein«, so Bürgermeister Peter Wolf (CSU) auf Nachfrage.
Wenn dann im März für den nächsten Bauabschnitt der Kreuzungsbereich Hauptstraße/Schulstraße gesperrt werden müsse, werde es dort ruhiger. »Aber nur für zehn Wochen«, so Wolf.

Mehr Autos
Danach, ab Mai, sei die Schulstraße dann wieder an die Hauptstraße angebunden. Anwohner könnten dann über diesen Weg den Ort wieder Richtung Norden verlassen und müssen keinen Umweg mehr fahren. Das bedeutet: »Ab Mai bis zum Ende der Sanierungsmaßnahmen im Dezember 2018 werden mehr Autos auf der Schulstraße fahren.«
Um die Sicherheit der Grundschüler zu gewährleisten, gebe es Überlegungen, zusätzlich zu den Schülerlotsen eine Bedarfsampel für Fußgänger in der Schulstraße aufzustellen. Dies müsse aber erst mit der Verkehrsbehörde geklärt werden, so der Rathauschef.
Eine andere Alternative zum »Elterntaxi«: Mit dem Bus in die Schule fahren. Um möglichst viele Schüler zu erreichen, hatten im Sommer die Stockstädter Freien Wähler (FW) einen Antrag auf vorübergehende kostenlose Beförderung für alle Grundschüler per Bus gestellt – diesen dann aber wieder zurückgezogen.
»Das hätte die Gemeinde 90 000 Euro im Jahr gekostet«, so die dritte Bürgermeisterin Jutta Herzog (FW). Über ihren gemeinsam mit dem Elternbeirat erarbeitete Kompromissvorschlag sollte zunächst der Gemeinderat in seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag entscheiden – der Punkt wurde dann aber in eine kommende Bauausschusssitzung verlegt, weil so Bürgermeister Wolf, dieses Gremium mit dem Thema schon vertraut sei.
Der Kompromissvorschlag der Freien Wähler sieht vor, dass die Mindestentfernung von der Wohnung bis zur Schule auf 1,5 Kilometer herabgesetzt wird. Bisher gilt ein Weg zur Grundschule von bis zu zwei Kilometern als zumutbar, zur Mittelschule sind es drei Kilometer. Ist der Weg länger, zahlt die Gemeinde das Ticket komplett.

Jahreskarte?
Für alle, die einen Schulweg unter zwei Kilometern haben, gibt es bislang einen Zuschuss von 13 Euro zur Monatskarte, die 34 Euro kostet. Jutta Herzog hatte vorgeschlagen, als Ergänzung zur bezuschussten Monatskarte auch eine Jahreskarte anzubieten.
»Das hätte den Vorteil, dass nur die Eltern eine kaufen, deren Kinder den Bus auch tatsächlich nutzen«, sagt Herzog. Die Jahreskarte würde auf 370 Euro im Jahr kommen, 100 Euro davon müssten die Eltern tragen.
Bürgermeister Wolf betont, es gebe hierzu noch keine konkreten Pläne. Zudem sei er zufrieden mit dem Monatskartensystem: »Schüler, die näher als zwei Kilometer an der Schule wohnen, bekommen im Monat 13 Euro von der Gemeinde für eine Busfahrkarte. Damit unterstützen wir die Eltern mehr als andere Gemeinden.«